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Laubholz / Symbolbild © Martina Nöstler

Österreich

Herausforderung Laubholz

Ein Artikel von Martina Nöstler | 22.06.2022 - 07:33

Die Laubholzsäger diskutierten in Heiligenkreuz auch die Auswirkungen der Russlandinvasion in die Ukraine. „Eine solche Situation hatten wir in Europa noch nie. Für die Geschäfte ist es derzeit äußerst schwierig – unabhängig vom dort verursachten menschlichen Leid“, urteilte Laubholzsprecher
Karl Polz. „Wir zählen auf die europäische Wirtschaft und korrekte Einhaltung der EUTR-Vorschriften.“ Die Laubholzsäger beurteilten die derzeitige Situation als besondere Herausforderung, da einerseits die Einkaufsaison auf sehr hohem Niveau abgeschlossen ist, andererseits das Konsumverhalten derzeit noch hoch ist.

Von einer Abkühlung der Märkte wird aber weltweit berichtet. Einen Ausblick in das 3. und 4. Quartal wagte keiner.

Obwohl der Absatz, wie etwa bei Terrassenholz, noch sehr gut sei, habe das Interesse im Vergleich zum Vorjahr nachgelassen. Sorgen bereiten vor allem die „exorbitant“ gestiegenen Rundholzpreise bei der Eiche. Die Nachfrage nach Eiche sei ungebrochen hoch, vor allem in der Parkettindustrie. Diese befürchtete ein endgültiges Versiegen der Decklagenlieferungen aus der Ukraine. Derzeit käme aber deutlich mehr Menge aus dem Krisengebiet als 2021. „Wir hatten gehofft, dass auch andere Holzarten wieder in den Fokus rücken – das ist aber nicht der Fall“, meinte ein Teilnehmer.

„Die Marktsituation wird nicht so bleiben, die Mengen gehen zurück“, erläuterte ein Säger und sagte weiter: „Die höheren Umsätze werden in der Laubholzbranche nicht durch Mengen-, sondern Preiszuwächse generiert.“ Befürchtet wird seitens Teilnehmer in Heiligenkreuz, dass die zuletzt massiv steigenden Nadelrundholz-Preise Auswirkungen auf das Laubholzangebot haben werden: „Wenn der Forst genug Geld für die Fichte bekommt, wird er weniger Buche ernten. Ebenso wirken die drohenden negativen Szenarien der Außernutzungstellung von Nutzwäldern besonders demütigend.“

Die Laubholzindustrie steht vor großen Herausforderungen – auch aufgrund der hohen Rundholzexporte und der möglichen Außernutzungstellung von Nutzwäldern.


Maria Kiefer-Polz, EOS-Laubholzsprecherin

Höhere Preise, deutlich höhere Kosten

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EOS-Vizepräsidentin Maria Kiefer-Polz © Foto Strametz

Der Absatz von Laubschnittholz laufe gut, das Preisniveau sei dementsprechend. „Es sind aber auch unsere Kosten deutlich gestiegen, vor allem beim Transport und bei der Energie. Die höheren Kosten sind gerade durch die Preissteigerungen abgedeckt“, war in Heiligenkreuz zu hören. Die Möbelindustrie in Italien habe sich wieder erholt, davon profitieren auch die österreichischen Exporteure. Es bleibe aber die Frage: Ist das Bauen künftig noch leistbar? Denn davon sei die (Laub-)Holzindustrie abhängig.

Große Sorgen bereitet den Sägern der Personalmangel. „Es fehlen aber nicht nur Fach-, sondern auch Hilfskräfte, die bereit sind, 38,5 Stunden zu arbeiten“, beklagte man.

6,23 Mio. m³ Laubschnittholz produzierten die EOS (European Organisation of the Sawmill Industry)-Länder 2021. Das war die größte Menge der vergangenen Jahre und im Vergleich zu 2020 ein Anstieg um 11,3 %. Rumänien ist der größte Laubschnittholzproduzent mit 1,7 Mio. m³, gefolgt von Frankreich mit 1,24 Mio. m³ und Deutschland mit 1,06 Mio. m³. Auf Österreich entfielen laut EOS 178.000 m³, was einen Anstieg gegenüber 2020 um 7,9 % bedeutet. Diese Zahlen präsentierte Maria Kiefer-Polz, EOS-Vizepräsidentin und Laubholzsprecherin, den teilnehmenden Laubholzsägern in Heiligenkreuz. Der Bedarf in den EOS-Ländern stieg von 2020 auf 2021 um 15 %. Für 2022 prognostiziert die EOS eine Laubschnittholz-Produktion von 6,02 Mio. m³. Das wäre gegenüber 2021 ein Rückgang um 3,3 %.

Österreich erzeugte im vergangenen Jahr 140.000 m³ Buchenschnittholz. Knapp 56.000 m³ davon gingen in den Export. Nach Europa (29.600 m³) ist Asien der zweitgrößte Exportmarkt mit 19.700 m³. Die Buchenschnittholz-Ausfuhren aller EU-Länder außerhalb der EU beliefen sich 2021 auf knapp 1,95 Mio. m³. Der größte Markt ist China (719.000 m³), gefolgt von Ägypten mit 654.000 m³).

Rundholzexporte beschränken?

Die serbische Regierung habe am 26. Mai eine „vorübergehende Ausfuhrbeschränkung für bestimmte Holzsortimente zur Herstellung fester Brennstoffe auf Basis von Biomasse“ für zumindest 60 Tage beschlossen. Damit wolle man kritische Engpässe aufgrund der erhöhten Exporte und des steigenden Bedarfs abmildern, heißt es. Diese Beschränkung gilt für „nicht oder grob bearbeitetes Holz“ (Nadel- und Laubholz). 2021 exportierte die EU 1,35 Mio. t Eichenrundholz. Gegenüber 2020 ist dies eine Steigerung um 33 %.

Die österreichischen Laubholzsäger kritisieren die hohen Mengen an Rundholzexporten, anstatt das Holz im europäischen Wirtschaftsraum weiterzuverarbeiten. „Ein freier Warenverkehr ist natürlich eine der Grundprinzipien der EU27, aber WTO-Regeln müssen eingehalten werden“, sagte Kiefer-Polz. Die Laubholzsparte der EOS, die Föderation der Europäischen Parkettindustrie (FEP), FederlegnoArredo und die Möbelindustrie prüfen derzeit dennoch, ob es möglich ist, den hohen Rundholzexporten entgegenzuwirken.

Wald schützen und nützen

Christian Schrimpl, Leiter des Sägewerks und internationaler Produktmanager für Schnittholz bei J. u. A. Frischeis, stellte bei der Laubholzsägersitzung die Kampagne der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) für nachhaltige Waldbewirtschaftung vor. In sieben Kurzvideos werden die Gründe – von der Bioökonomie über Arbeitsplätze und Wertschöpfung bis hin zum CO2-Speicher – aufgezeigt, warum es sinnvoll ist, den Wald zu nützen, und wie man ihn gleichzeitig auch schützen kann. Demnächst wird diese Kampagne in den Social Media-Netzwerken der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Die Holzindustrie ist ebenfalls dazu aufgerufen, die Kampagne in ihren Netzwerken zu verbreiten.

Rainer Handl vom Fachverband der Holzindustrie Österreichs stellte die laufenden Forschungsprojekte der Sägeindustrie im Rahmen des Waldfonds vor. Beispielsweise wurde ein Antrag zum Thema „Verklebte Holzbauprodukte aus Laubholz“ eingereicht. Ebenfalls in der Einreichphase befindet sich das Projekt UniStrand, bei dem es um einen neuartigen, plattenförmigen Holzbauwerkstoff geht. Weiter vorangetrieben wird „Terrasse Tulln 2030“, woran unter anderem proHolz, der VEH und die HFA beteiligt sind.

EUTR-Beschränkungen

Russland

  • Für Holz und Holzprodukte bestehen bereits russische Exportbeschränkungen sowie Import-/Exportbeschränkungen. Für alle anderen von der EUTR betroffenen Waren muss ein vollständiges Risk-Assessment durchgeführt werden.
  • Unter den gegebenen Umständen scheint es extrem schwierig, ein vernachlässigbares Risiko nachzuweisen. Maßnahmen zur Risikominimierung, wie Vor-Ort-Audits, sind derzeit kaum möglich. FSC und PEFC fallen als risikominimierende Maßnahmen ebenso aus, BFW kann mit Behörden vor Ort nicht ausreichend kooperieren.

Belarus

  • Am 2. März beschloss der Europäische Rat Sanktionen gegen Holz und Holzerzeugnisse aus Belarus. Damit ist es laut Gesetz verboten, Holz und Holzerzeugnisse, die ihren Ursprung in Belarus haben oder aus Belarus ausgeführt werden, in die EU einzuführen.
  • Für Holz und Holzerzeugnisse, die nicht unter diese Sanktionen fallen, gilt weiterhin die EUTR. Allerdings sind die nationalen Behörden, wie in Russland, der Ansicht, dass ein EUTR-
    konformer Import äußert schwierig durchzuführen sei. Bei FSC und PEFC gelten die gleichen Konsequenzen wie in Russland.

Ukraine

  • Nicht von der Regierung kontrollierte Gebiete auf ukrainischem Territorium (Importe aus Donetsk und Luhansk sowie der Krim sind verboten, entsprechend den gültigen Sanktionen des Rates)
  • Gebiete mit aktiven militärischen Aktivitäten auf ukrainischem Territorium (aktive Kontrolle von Holzeinschlag und -handel durch die staatlichen Behörden nicht garantiert; Zertifizierung durch Dritte ist eingestellt; keine Vor-Ort-Kontrollen möglich, weshalb in Summe kein vernachlässigbares Risiko nachweisbar ist)
  • Andere Gebiete auf ukrainischem Territorium (wo keine militärischen Handlungen stattfinden, ist es für Operators im Sinne der EUTR prinzipiell möglich, ein vernachlässigbares Risiko nachzuweisen und somit Holzprodukte auf den Markt zu bringen)