HOLZ FESL

Macht auch für Kleinere Sinn

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 27.04.2023 - 09:12

Von jedem Brett eine vollständige 3D-Rekonstruktion des Brettprofils inklusive aller geometrischen und qualitätsbestimmenden Merkmale zu erhalten, ist wohl für jeden Säger eine sehr verlockende Vorstellung. Zumeist stehen solche Investitionen vor allem für kleine und mittelgroße Unternehmen, bezogen auf das notwendige Investment, jedoch nicht in Relation zu dem dabei erzielten Output. Alpiscan möchte dies ändern und den Holz verarbeiten Gewerken einen breiten Zugang zu modernen Scantechnologien verschaffen, ohne dabei Abstriche beim Ergebnis oder bei der Qualität machen zu müssen. 

Möglich macht dies das 2014 von Michael Ranjbar gegründete Unternehmen mit individuell angepassten Lösungen, die je nach Anforderungsprofil von halb- bis hin zu vollautomatischen Systemen reichen. „Ein eher kleineres Unternehmen hat keinen Bedarf an vollautomatischen Hochgeschwindigkeitssystemen. In vielen Fällen kann auch mit einem niedrigeren Automatisierungsgrad das gewünschte Ergebnis erzielt werden. Unter anderem dadurch schaffen wir es, die Investitionskosten vergleichsweise gering und somit auch für den Klein- und Mittelbetrieb stemmbar zu gestalten“, erklärt Alpiscan-Forschungsleiter Abdolmajid Ranj-bar und ergänzt: „Natürlich bieten wir bei Alpiscan auch hoch automatisierte Systeme für große Holzindustrien. Unser Anspruch ist es, jeden Kunden bedienen zu können – mit der Lösung, die für ihn und seine Unternehmensgröße am besten passt.“ 

So auch bei Holz Fesl, einem mittelständischen Betrieb unmittelbar an der österreichisch-deutschen Grenze, der sich mit seinen rund 24 Mitarbeitern auf die Produktion von Fassaden, Terrassen und qualitativ hochwertigen Schnitt- und Bauhölzern spezialisiert hat. 

Ein Familienbetrieb neu aufgestellt

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Zufriedene Kunden: Geschäftsführer Markus Fesl und die Bereichsleiter Säge, Franz Kainberger und Thomas Fesl, (v. li.) sind mit dem Scanergebnis voll zufrieden © Raphael Kerschbaumer

Vor wenigen Jahren fasste Markus Fesl, Geschäftsführer und Eigentümer bei Holz Fesl, den Entschluss, seinen Familienbetrieb zukunftsfit aufzustellen und zu modernisieren. Zentraler Baustein war dabei ein kompletter Neubau der Sägehalle inklusive einer Modernisierung aller Hauptmaschinen. „Lediglich die Gattersäge blieb an ihrer Position und ist damit die einzige Maschine, die aus dem Altbestand übriggeblieben ist“, beschreibt Fesl die umfangreichen Baumaßnahmen. 

Neben der Gattersäge komplettieren eine Bandsäge von Mebor (s. Ziel: 100% Eigenversorgung) und eine kombinierte Besäum- und Nachschnittanlage mit Sortierwerk der Maschinenfabrik Stingl (s. Wertoptimiertes Sägen) die sägetechnische Ausstattung. In Letztere sind auch die Scannertechnologien von Alpiscan integriert. Unmittelbar vor der Stingl-Be-säumanlage sind am Manipulationstisch, der ebenfalls von den Kärntner Maschinenbauern stammt, die Kameras und Scanner von Alpiscan verbaut. „Die Zusammenarbeit mit Michael Ranjbar und Alpiscan war hervorragend. In enger Abstimmung konntenn wir gemeinsam bei Holz Fesl ein tolles Projekt realisieren“, beschreibt Wolfgang Stingl von der Maschinenfabrik Stingl die gute und kooperative Zusammenarbeit mit Alpiscan.

Gelungene Symbiose

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© Raphael Kerschbaumer

Bei Holz Fesl erfolgen die Bretterfassung und -vermessung vor dem Besäumer im Querdurchlauf. Der Vollprofil-Waldkantenscanner erfasst dabei jedes einzelne Brett vollständig und rekonstruiert es als 3D-Darstellung auf einem großen, zentral positionierten Bildschirm. Neben der Waldkante erkennt der Scanner mit seinen optischen Kameras auch qualitätsmindernde Holzmerkmale, wie Risse, Bläue oder Splint. „Speziell die Erkennung von Splint hat bei uns in der Lärchenholzverarbeitung eine große Bedeutung“, erklärt Fesl. 

Halbautomatische Lösung

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Qualitätsschnitte: Über dem dreidimensionalen und farbechten Bild des Bretts werden halbtransparent (hier in blauer Farbe) die Produkte inklusive der vorgeschlagenen Schnittlinien angezeigt © Alpiscan

Die 3D- und Farbmessung erkennt die Kontur und Rinde an den Brettern automatisch und leitet die Information an den Besäumer weiter. Ein Eingreifen ist somit nicht zwingend notwendig und kann bei Standardsortimenten ohne besondere Qualitätsansprüche auch übersprungen werden. 

Beim Einschnitt von qualitativ hochwertigen Hölzern kommen die Vorteile des Scanners voll zum Tragen: „Im System sind im Hintergrund Einschnittlisten mit zugeordneten Werten hinterlegt. Der Scanner erkennt das Produkt und schlägt in Echtzeit wertoptimierende Schnitte vor. Das hilft uns im täglichen Einsatz enorm weiter“, weiß Fesl um die Pluspunkte des neuen Scanners. 

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Einfach steuerbar: Per Joystick lassen sich die Vorschläge des Scanners bei Bedarf schnell adaptieren © Raphael Kerschbaumer

Der Mitarbeiter kann anschließend die entsprechenden Schnittlinien, welche auf dem großen Bildschirm über dem Scanner angezeigt werden, einfach und schnell per Joystick anpassen und verschieben. Das geschulte Auge des Mitarbeiters wird somit gezielt unterstützt, was die Arbeit im Arbeitsalltag immens erleichtert und die Präzision erhöht. „Mit unserem detaillierten Bildgebungsverfahren werden auch allfällige Entfernungseffekte eliminiert. Trennschnitte auf Brettern in mehreren Metern Entfernung zu setzen, ist ein äußerst schwieriges und ungenaues Unterfangen“, erklärt Ranjbar.

„Wir haben durch unser Hobelwerk und unsere Weiterverarbeitung ein sehr breites Produktspektrum. Bei so vielen Artikeln ist die Kombination mit einem Brettscanner die ideale Investition, die ich, rückblickend betrachtet, genauso wieder tätigenwürde“, resümmiert Fesl zufrieden.