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Neue Geschäftsführung bei EWD: Urs Affolter (li.) übernimmt die Aufgabe von Herbert Oppenborn © Gerd Ebner

EWD

Vom Stamm bis zum Schnittholzpaket

Ein Artikel von Gerd Ebner | 09.12.2021 - 11:41

EWD, Altötting/DE, hat 3500 Bestandskunden. Das ist eine unglaubliche Ansage und Verpflichtung. Das süddeutsche Unternehmen sorgt wie kein zweites mit Service und After Sales dafür, dass die europäische Sägeindustrie am Laufen gehalten wird. 

Zukunft hat schon begonnen

Wie es in der europäischen Sägeindustrie weitergehen kann, zeigt ein Sägewerksprojekt, dessen Anlagen Mitte August ausgeliefert wurden: der Sägewerksneubau in Meßkirch von Best Wood Schneider. Schneider ist EWD-Bestandskunde und ein Unternehmen mit noch höheren Anforderungen als durchschnittliche Sägewerkskunden. Denn Schneider beabsichtigt,

  • ausschließlich für die eigene Weiterverarbeitung zu schneiden,
  • einen unsortierten Onlineeinschnitt ohne Rundholzplatz (ausschließlich Kurzholz bis 4 m) zu praktizieren,
  • im Sägewerksprozess gänzlich auf Gabelstapler zu verzichten.

Gemeinsam Projektlösung gesucht und gefunden

Bei EWD hebt man den hohen Automatisierungs- und Innovationsgrad des neuen Sägewerkes hervor. „Ferdinand Schneider ist ein langjähriger EWD-Kunde. Die Auslieferung der Starkholzlinie mit zwei Blockbandsägen und einer Optimes-BKO-Nachschnittanlage nach Meßkirch erfolgte im August dieses Jahres. Gemeinsam mit Schneider konnten wir alle Wünsche und Ansprüche realisieren“, erläutert Oppenborn.

Nach dem „Projekt Schneider“ folgt das Starkholzprojekt von Sägewerk Echtle. Der Tannenspezialist aus Nordrach erhält im Frühjahr 2022 eine Blockbandsägeanlage mit Besäumer und Anschluss an die vorhandene Sortierung mit Volltrimmer.

Die Trends der Zukunft sind bessere Ausbeute und Ergonomie sowie höherer Automatisierungsgrad und Flexibilität


Urs Affolter, EWD-Geschäftsführer

Automatisierung, soweit es geht

„Höchstmögliche Automatisierung und Digitalisierung werden etwa bei Schneider par excellence umgesetzt. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken“, erkennt Affolter. Er will hausintern die bereits vor Längerem gestartete Digitalisierung aller Abläufe konsequent weiterführen. „Alle Bestandszeichnungen und Pläne werden digitalisiert.“ Es geht um die Erfassung riesiger Datenmengen und die Digitalisierung des kompletten Serviceprozesses. (S. Beitrag "Kunden den passenden Service bieten".) Das würde die Abwicklung verbessern und beschleunigen.

In den vergangenen Jahren gelang die Gewinnung mehrere Neukunden – im Gespräch erwähnt werden das Holzkurier-Sägewerk des Jahres 2019, Holz Hahn, Rappottenstein, oder die irische GP Wood-Gruppe.  („Wenn wir wieder ein Sägewerk bauen, dann nur mit EWD“; s. Beitrag "In Rekordzeit wieder aufgebaut").

Holzbauer baut Sägewerk

Etwas ganz Besonderes wird das Sägewerk für die Uffer AG in der Schweiz. Das Holzbau-Unternehmen startete das Projekt „resurses“ – und wird 2022 ein EWD-Komplettsägewerk bekommen. „An Uffer liefern wir auch die Schnittholzsortierung“, erzählt Affolter. „Der Wunsch, die Schnittstellen zu minimieren und mit möglichst wenigen Zulieferern zusammenzuarbeiten, wird immer vernehmbarer. Wir reagieren darauf.“

Oppenborn, der noch einige Monate in der Geschäftsführung verbleibt, um Affolter beratend zur Seite zu stehen, ergänzt: „Die Qualität des Einschnitts wird mit der Stammlage vor der Säge bestimmt. EWD wird hier neue Lösungen erarbeiten – die immer bessere Scannertechnik sorgt für ständig neue Möglichkeiten.“ Schon träumt er von Tomografen in jeder Einschnittlinie.

Verdientes Geld für höhere Ausbeute und Flexibilität nutzen

Als Oppenborn 2011 begann, war die Investitionstätigkeit in der Sägewerksbranche sehr gering. „Seit vielen Jahren weisen wir nun stabile Betriebsergebnisse aus – auch mit dem bisherigen Verlauf des diesjährigen Geschäftsjahres sind wir zufrieden“, sagt er.

Affolter ist überzeugt, dass die Gewinne der Vorjahre in der Sägewerksbranche neue Investitionen auslösen werden. „Bessere Ausbeute, höherer Automatisierungsgrad, verbesserte Ergonomie und insbesondere höhere Flexibilität“ erkennt er als die Hauptanforderungen seiner Kunden. „Der Klimawandel wird das Rohstoffangebot verändern – künftig müssen die Säger mehrere Holzarten und auch ein großes Durchmesserspektrum verarbeiten können.“

Die vorausschauende Instandhaltung (Predictive Maintenance) sowie der Einsatz künstlicher Intelligenz im Sägewerk sind die zukünftigen Themen, denen man sich in Altötting und Reutlingen widmen wird.

Angesichts der schwierigen Personalsituation werden die ergonomischen Anforderungen immer höher. Bei allen anstehenden Projekten werden die Anlagen mit Bediener in einer Kabine ausgeliefert.

Weniger Rohstoff, daher Ausbeute immer wichtiger

„Die jetzige Boomphase wird sich abschwächen. Eine optimierte Ausbeute in Menge und Qualität wird dann wieder in den Fokus rücken“, meint Affolter. „Schon heute sagen Kunden, dass sie sich beim Maschinenkauf nicht vorstellen konnten, was sie alles erzeugen müssen. Das wird sich noch verstärken. Man muss für alles gewappnet sein.“

Mit den Hauptprodukten, Bandsägen- und Kreissägetechnik sowie dem Besäumprogramm mit gesamtheitlichen Mechanisierungslösungen und sinnvollem Einsatz künstlicher Intelligenz sieht man sich bei EWD für die Zukunft gerüstet.